Jingju Theater Company of Beijing: Peking Opera Festival Europe 2013

Als nach der Eröffnungsvorstellung der Vorhang fällt, springen die Zuschauer von ihren Sitzen auf und feiern die Künstler mit stürmischem Applaus. Die Intensität der Bühnenpräsenz und die atemberaubenden Akrobatikeinlagen hatten Jung und Alt in ihren Bann gezogen. An den folgenden sechs Vorstellungsabenden der Europatournee 2013 der Jingju Theater Company of Beijing bot sich das gleiche Bild. Es ist der lang anhaltende Beifall, der den Mitgliedern des Pekingopern-Ensembles in Erinnerung ruft, warum es sich gelohnt hat, so weit gereist zu sein.

Insgesamt 70 Personen – Darsteller, Musiker, Techniker, Kostümdesigner, Maskenbildner und Tourmanager der No. 1 Troupe der Jingju Theater Company, dem Angesehensten seiner drei Ensembles – hatten von Peking, der Geburtsstätte der Pekingoper, bis zur Ankunft in den Niederlanden fast 8000 Kilometer zurückgelegt. Die Organisation der Tournee mit Vorstellungen im Lucent Danstheater in Den Haag, im Brucknerhaus Linz in Österreich und im Teatro Piccolo di Milano in Italien, oblag dem chinesischen Konzert- und Tourneeveranstalter Wu Promotion.

Die Neugierde nach Pekingoper ist groß. In Den Haag hatten einige Zuschauer das Privileg, unmittelbar vor den Vorstellungeneinen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Ein Besuch in den Garderoben offenbart die Geheimnisse um das aufwendige Make-up und die Kostüme. Zwei holländische Pekingoper-Liebhaberinnen erklären, wie man einen Bösewicht anhand seiner Gesichtsbemalung erkennt, was die Dicke der Schuhsole mit dem sozialen Status einer Figur zu tun hat und viele andere Kuriositäten.

Bevor die Darsteller auf die Bühne kommen, erklärt in jeder Stadt ein geschulter Moderator einige Grundlagen zur Pekingoper. Wir lernen, wie man alleine anhand der Musik sagen kann, was auf der Bühne passiert, die Bedeutung einiger Gesten und warum ein Tisch als Bett und zugleich als Wachturm fungieren kann. In Mailand wurden wir mit zwei Pekingoper-Experten des dortigen Konfuzius Institutes beehrt, die das Publikum mit ihrem Insiderwissen begeisterten. Haben Sie zum Beispiel gewusst, das "hao" die chinesische Übersetzung von "bravo" ist? Das Publikum im Mailand lernte auf der Stelle, wie man den Darstellern zum Ansporn ein "hao" entgegenruft.

Das Repertoire des Peking Oper Festivals vereint die ganze Bandbreite an Themen, die uns schon durch westliche Opern bekannt sind: Liebe, Mord, Eifersucht, Intrige und Rache. Die Stücke bieten einen interessanten Einblick in chinesische Legenden und Literatur. Die Geschichte der "Legend ofthe White Snake" zum Beispiel ist jedem Chinesen bekannt und ist unzählige Male in Film und Fernsehen neu verarbeitet worden. "The Red Maid" ist dem Werk "Das Westzimmer" entnommen, einem der berühmtesten chinesischen Romane aus dem 13. Jahrhundert.

Damit jeder verstehen kann, was auf der Bühne passiert, erscheint die Übersetzung der gesungenen und gesprochenen Teile auf einem Bildschirm. Zeitweise ist es schwer, dieser zu folgen, da auf der Bühne ganz schön viel los sein kann. Während "AttheCrossroads" einen stürmischen Kampf zwischen nur zwei Darstellern in der Dunkelheit abbildet, führen in "Presenting a Pearl on Rainbow Bridge" fast dreißig Darsteller gleichzeitig packende Kampfkunstszenen vor. Einer der Höhepunkte war sicherlich die Darbietung der Leiterin der No. 1 Troupe der Jingju Theater Company, Wang Rongrong, die die Zuschauer mit ihren beeindruckenden Gesangsfähigkeiten und eleganten Bewegungen in der Rolle der Weißen Schlange bezauberte.

In einem Interview mit dem TV Sender LT1 in Linz sagte Wang Rongrong: "Ein Pekingopern-Darsteller zu werden, ist ein sehr intensiver Prozess. Es werden einem absolute Hingabe und große Anstrengungen abverlangt. Man muss jeden einzelnen Teil seines Körpers beherrschen können; außerdem muss man besondere Gesangstechniken meistern und andauernd seine mimischen Fähigkeiten erweitern. Die Ausbildung dauert mindestens zehn Jahre." Das Peking Oper Festival weckte sowohl bei lokalen als auch bei chinesischen Medienvertretern großes Interesse. Mehrere Presseberichte sowie Rezensionen in Fernsehen und Radio würdigten die Leistung der Darsteller, wobei insbesondere die hohe Qualität der Darbietungen und die Begeisterung, die beim Publikum entfacht wurde, hervorgehoben wurden.

In jeder Stadt durfte das Ensemble eine Reihe an ausgewählten Gästen begrüßen. Der Chinesische Botschafter in den Niederlanden, Herr Chen Xu, bedankte sich in Den Haag bei den Künstlern für die fabelhafte Inszenierung; auch einige Mitarbeiter des Niederländischen Außenministeriums lobten die Vorstellungen während eines Empfangs, der die Veranstaltung begleitete. In Mailand besuchten der Chinesische Konsul, Herr Zhao Xiangdongund seine Frau sowie der Vizekonsul, Herr Yan Hualong und der neu ernannte Vizekonsul, Herr Chen Baoxiang die Vorstellung und nahmen anschließend an einer Feier für die Darsteller und für besondere Gäste des Piccolo Theaters teil.

Neben der Arbeit freuten sich die Ensemblemitglieder, dass auf dem Weg durch Europa auch etwas Zeit für den Besuch von Sehenswürdigkeiten und zum Einkaufen gegeben war. Italien war natürlich besonders angesagt. Der Markusplatz und die Kanäle in Venedig werden so schnell nicht in Vergessenheit geraten!

Souvenirs wurden auch den Zuschauern angeboten. Neben Programmbroschüren, die viele interessante Informationen über die Pekingoper enthielten, wurden mehrere Andenken an die Pekingoper wie bedruckte Schals, Fächer und Postkarten verkauft. Zum ersten Mal haben wir außerdem eine Zuschauerbefragung durchgeführt, um herauszufinden, wie dem Publikum die Vorstellungen gefallen haben. Das Feedback ist überwältigend positiv ausgefallen, womit wir uns bereits auf die nächste Festivalausgabe freuen. Wenn Sie gerne über zukünftige Tourneen informiert werden wollen, können Sie hier unseren Newsletter abonnieren!